Oss Kröher
28.3.19
Lieber Hedo, vielen Dank für die farbkräftige Buchvorstellung meines letzten Werkes „Fahrende Sänger“ im „Folk Magazin“ Nr 336 April-Mai 18.
Die glänzende Aufmachung und treffliche Platzierung lässt die Titelseite mit den beiden Schwänen ins Auge fallen und Deine lobenden Worte zum Inhalt und unserem Oeuvre dienen der Buchkritik.
Der Spurbuchverlag hat den Preis auf 15 Euro herabgesetzt, der Versand erfolgt portofrei. Ist das kein schöner Ostergruß?
Herzlich Horrido. Dein Sangesbruder Oss Kröher 1.Juli 2019 14:55
Interview mit Hedo Holland über die Volkssänger Hein und Oss Kröher
Interview durch Peter Wachner
Frage: Die Zwillingsbrüder Hein und Oss Kröher (*1927) gehörten zu den wichtigsten
Initiatoren und Organisatoren der Festivals „Chansons Folklore International“. Diese Festivals haben in den Jahren 1964 bis 1969 auf der Burg Waldeck in der Pfalz stattgefunden. Warst du mal auf einem dieser Festivals? Welche Erinnerungen verbindest du damit?
H.H.: In den Jahren habe ich in Hamburg als Lehrer gearbeitet und hatte an den Wochenenden immer viel vorzubereiten. Die Burg Waldecke war von hier aus auch nicht leicht zu erreichen. Ich habe es leider nicht dorthin geschafft , habe die Festivals aber aus der Ferne intensiv mitverfolgt.
Frage: Du bist nur wenige Jahre nach Hein und Oss geboren. Und du bist wie die beiden eng mit der Wandervogelbewegung verbunden. Bist du ihnen mal persönlich begegnet? Kannst du die Situation kurz beschreiben?
H.H.: Ja, ich bin ihnen zweimal begegnet. Wir haben mit den Elbraben auf der gleichen Bühne Auftritte gehabt. Das eine Mal war es in Heiligenhaus im Bergische Land (NRW), das andere Mal war es bei einem der Meißner-Treffen der Bündischen Jugend.
Frage: Nach dem Ende der Festivals sind Hein und Oss regelmäßig auf Konzertreisen gewesen. Ich hatte mal das Glück, sie in Duisburg einen Abend lang live hören zu dürfen. Wenn du dich an eines ihrer Konzerte erinnerst, was hat dich am meisten beeindruckt?
H.H.: Da fällt mir zunächst ihr kräftiger zweistimmiger Gesang ein, und dann ihr schnörkelloses Gitarrenspiel. Und natürlich immer auch die Liedauswahl. Und wie sie ihre Begeisterung rüberbrachten!
Frage: Die Büchergilde Gutenberg hat 1977 das Liederbuch „Das sind unsere Lieder“. herausgegeben. Für die Liedauswahl zeichneten die Brüder Kröher verantwortlich. Die ausgewählten Lieder spannen einen weiten Bogen von klassischen romantischen Volksliedern auf der einen Seite und kritischen politischen Liedern auf der anderen Seite. Welche Lieder von ihnen gefallen dir besonders gut, welche Lieder sind dir besonders wichtig? Kannst du uns einige Beispiele nenne und kurz kommentieren?
H.H.: Das für mich mit Abstand wichtigste Lied ist „der Pfahl“. Im spanischen Original heißt es „L’estaca“ und wurde 1968 von Lluís Llach geschrieben. Der deutsche Text dazu ist von Hein und Oss. Dieses Lied gehört zu unserem regelmäßigen Repertoire. Heißt quasi: Wir schaffen es! (Sagten damals die Syndikat-Anarchisten Barcelonas.)
Frage: Hein und Oss sind auch schriftstellerisch aktiv gewesen. Für die Folkszene am interessantesten dürften die vier autobiographischen Bücher von Oss sein. Sie gehen bis in die 1930er Jahre zurück und reichen bis zum Ende ihrer musikalisch aktiven Zeit. Hast du die Bücher gelesen? Und auch wenn dein Schwerpunkt später mehr beim Volkstanz lag: Welche Parallelen siehst du zu deinem eigenen musikalischen Leben und Wirken?
H.H.: Ich habe tatsächlich mehrere Bücher von ihnen gelesen, vielleicht sogar alle, und habe sie auch für das FM rezensiert. Der Spurbuchverlag hatte sie mir dafür zugeschickt. Und Parallelen zu mir? Da fallen mir zunächst einige Unterschiede ein. Ich habe mich sehr stark auf die Volkstänze konzentriert. Und ich habe zwar viele eigene Lieder geschrieben, bin mit denen aber kaum öffentlich aufgetreten.
Eine Ausnahme davon sind vielleicht meine Friedenslieder. Seit 1965 habe ich etwa 30 solche Lieder getextet, vertont und veröffentlicht. Ab und zu werde ich auch gebeten, mit diesen Liedern aufzutreten. Es gibt auch die eine oder andere Parallele. Im Zug des Folkrevivals habe ich Ende der 1970er Jahre eine Band, eine Mitmachtanzband gegründet, die Elbraben. Die haben viele Jahre lang fast wöchentlich zum Tanz aufgespielt.
Und auch ich betätige mich publizistisch, mit dem Folkmagazin, das ich im Rahmen des FolkClub Hamburg e.V. herausgebe. Bis vor drei Jahren erschien es noch als Printversion, nun nur noch rein digital. Auch wenn ich mich im FM, in der Folkszene und bei den von mir veranstalteten Festen immer stark für Frieden eingesetzt habe – in einem Punkt lasse ich den beiden Kröher-Brüdern neidlos den Vortritt. Sie haben ihre kritische Haltung zu unserem Land und zu Frieden und Mitmenschlichkeit sicherlich noch radikaler vertreten als ich.
Frage: Für die Jüngeren in der aktuellen Folkszene sind die Brüder Hein und Oss Kröher wohl eher Musikgeschichte. Für viele unter uns Ältere sind sie hingegen Teil der eigenen musikalischen Entwicklung. Wie würdest du die bleibende, nachhaltige Bedeutung der beiden für die deutsche Volksliedszene beschreiben?
H.H.: Nachhaltig wirkt für mich ihr oben erwähntes Liederbuch. Es ist von Gertrude Degenhardt fabelhaft illustriert, eins der besten, die je auf Deutsch erschienen sind. Ihre Liedersammlung, wie auch die von den beiden Zupfgeigenhanseln und die von Steinitz, ist großartig, für mich ein wahrer Schatz. Das wirkt auf Dauer weiter. Leider scheint es nur wenige Filmaufnahmen von den beiden öffentlich zugänglich zu geben.
Vielen Dank für dieses ausführliche und zum Teil sehr persönliche Interview. (30.11.2025)
Gertrude Degenhardt ist vor kurzem gestorben.
Liedermacher Oskar Kröher ist tot
Pirmasens (dpa/lrs) – Der eine der zwei Brüder spielte besonders virtuos Gitarre, der andere besaß die vollere Stimme: Nun ist Oskar Kröher, der zweite aus dem früheren Liedermacher-Duo Hein & Oss, im Alter von 91 Jahren gestorben. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus dem Kreis der Familie. Der Künstler aus dem pfälzischen Pirmasens erlag danach am Montagmorgen im Krankenhaus in Rodalben einer längeren Krankheit.
Gemeinsam mit seinem 2016 gestorbenen Zwillingsbruder Heinrich Kröher hatte der Musiker und Autor über Jahrzehnte auf der Bühne gestanden, um Volkslieder vorzutragen. In dem Buch „Das Morgenland ist weit“ berichtete der meisterliche Gitarrenspieler von einer Motorradreise nach Indien, die er Anfang der 1950er Jahre unternommen hatte.
Das Repertoire des Duos umfasste Arbeiterlieder, Freiheitslieder der 1848er Revolution, Chansons, Seemanns- sowie Cowboymusik und vieles mehr. Damit hatten die zwei seit den 1960er Jahren mehr als 15 Langspielplatten und CDs aufgenommen. Die Brüder wurden für ihren Einsatz um den Erhalt des Liedguts und ihr demokratisches Engagement vielfach ausgezeichnet, auch mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse.
Die Stadt Pirmasens würdigte Oskar Kröher als geradlinigen, streitbaren Verfechter sowie glühenden Kämpfer für Musik, Kultur, Brauchtum und Natur seiner Heimat. „Mit Oskar Kröher verliert die Stadt einen großen Sohn, einen sympathischen Botschafter, der durch seine Weltläufigkeit die Werte seiner Heimat, seiner Region umso mehr zu schätzen lernte.“ Auch die deutsch-französische Freundschaft sei ihm ein großes Anliegen gewesen. „Gemeinsam mit seinem unvergessenen Zwillingsbruder Heinrich leistete er Pionierarbeit für den Aufbau der Grundwerte für eine demokratische Gesellschaft, für ein friedliches und lebendiges Europa“, teilte die Kommune mit.
Hein & Oss sangen auf den Festivals von Burg Waldeck im Hunsrück. Im Umfeld von Künstlern wie Hannes Wader (77), Franz Josef Degenhardt (gestorben 2011) und Reinhard Mey (76) zeigten die Kröher-Zwillinge in Deutschland und international, dass Volkslieder nicht altmodisch und rückwärtig klingen müssen. Beide gaben Songbücher heraus und verfassten vielfältige Texte, unter anderem zur Pfalz und Vogelkunde.
Oskar Kröher, am 17. September 1927 geboren und lange als Lehrer tätig, lebte über weite Phasen in seiner Heimatstadt Pirmasens. Die Zwillinge waren in einer bildungsbürgerlichen Familie großgeworden. Der Vater war leitender Angestellter einer Schuhfabrik gewesen.
Oss Kröher: „Das Morgenland ist weit“ – 3 CD Hörbuch
Das Hörbuch zu dem 1997 erschienenen Buch über die erste Motorradreise vom Rhein zum Ganges. Deutschland 1951: Oss Krˆher und Gustav Pfirrmann, jung und wagemutig, wollen raus aus dem Nachkriegsmuff. Im alten Seitenwagen-Motorrad machen sie sich auf die verwegene Tour durch zwölf Länder von der Pfalz bis ins ferne Calcutta.
Zu einer Zeit, wo weder Reiseschecks noch Auslandsschutzbriefe die Abenteuerlust absicherten, verdingten sich die beiden als Artisten und Sänger auf Marktplätzen entlang der Wegstrecke oder als ?famous german motor-cyclists? auf den Bühnen von Bagdad, Teheran und New Delhi.
Erst 45 Jahre später hat Oss Kröher dieses prägendste Erlebnis seiner Jugend aufgeschrieben und als Buch veröffentlicht. Ein spritziger und sinnlicher Bericht einer anderthalb jährigen Reise, der getragen ist von mitreißender Aufbruchsfreude. Nachdem das Buch nicht nur bei Tourenfahren mittlerweile Kultstatus erlangt hat und bereits in der sechsten Auflage erschienen ist, stellt uns Oss Kröher jetzt die wesentlichen Teile seiner Abenteuerreise in mehr als 3 Stunden auch als Sprecher vor.
In beneidenswerter Farbigkeit erzählt Oss Kröher lebensnah und mit vielen Einzelheiten gespickt. Es entstehen ¸bewältigende Landschaften vor unseren Augen, werden Gerüche und Geschmäcker wahrnehmbar und vermitteln uns den Zauber fremder Orte und Kulturen. Eine einzigartige, manchmal unglaubliche, aber wahre Geschichte einer heute leider nicht mehr wiederholbaren Groflfahrt.
?…dass Oss Kröher nun endlich Lust und Zeit hatte, diese Reise für uns aufzuschreiben, können wir ihm gar nicht genug danken. Denn er schenkt uns damit ein Zeitdokument von großem Wert…?
WDR 2, Elke Heidenreich)
Hein & Oss Kröher: „Falado“
Hein und Oss produzierten im September 2001 ihre siebzehnte CD im Tonstudio unter dem Titel Falado mit insgesamt 18 Titeln. Ihre Lieder haben sie auf der halben Welt gesammelt, wie die Weisen aus ganz Europa, Nord- und S¸damerika oder Russland belegen. Der Bogen spannt sich dabei von den ÑPrager Studenten“ ¸ber die eigenen Kompositionen und Texte vom ÑGringo Pass“ aus den USA, dem Lied ¸ber ÑDie Schwalben“ aus Argentinien bis hin zu der ÑGef‰hrtin Gitarre“ aus Russland. Dazu gehˆrt auch das Lied vom ÑVater Rhein“ auf die Melodie von ÑCountry Roads“ von John Denver. Die Zwillingsbr¸der Hein & Oss Krˆher aus Pirmasens sind die Doyens der deutschen Liedermacher. Lange, bevor man von einer neuen Volksliedbewegung sprach, hat sich das Gesangs- und Gitarrenduo, Jahrgang 1927 um das demokratische Volkslied bem¸ht: Arbeiterlieder, die Freiheitslieder der Revolution von 1848/49, Partisanen- und Soldatenlieder, Volkslieder Ñauf den Pl‰tzen, in den Straflen“, Seemannslieder. Lieder vom Wandern, von der Freundschaft, von der Liebe und vom Trinken, von der Unrast, von Abschied und Wiedersehen…
Die Krˆhers sind sich in den 50 Jahren ihres S‰ngerlebens treu geblieben und pr‰sentieren heute wie gestern gef¸hlvoll – doch keinesfalls sentimental ñ Chansons und Volkslieder ohne das Holeraduljˆ rotbestrumpfter Musikanenstadler, sie sind nicht Ñt¸mlich“. Die Mitbegr¸nder und regelm‰fligen Teilnehmer der Festivalreihe ÑChanson Folklore International“ auf Burg Waldeck im Hunsr¸ck bereisten als Botschafter deutscher Kultur f¸r die Goethe Institute und den Akademischen Austauschdienst fast alle L‰nder zwischen Kaukasus und Atlantik sowie die Vereinigten Staaten von Amerika. Kunstpreise und Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz 1.Klasse, w¸rdigen ihre Verdienste um europ‰isches Kulturgut.
Falado nennt der hanseatische Dichter Hans Leip das Wunderland.
Hein und Oss produzierten im September 2001 ihre siebzehnte CD im Tonstudio unter dem Titel Falado mit insgesamt 18 Titeln. Ihre Lieder haben sie auf der halben Welt gesammelt, wie die Weisen aus ganz Europa, Nord- und S¸damerika oder Russland belegen. Der Bogen spannt sich dabei von den ÑPrager Studenten“ ¸ber die eigenen Kompositionen und Texte vom ÑGringo Pass“ aus den USA, dem Lied ¸ber ÑDie Schwalben“ aus Argentinien bis hin zu der ÑGef‰hrtin Gitarre“ aus Russland. Dazu gehˆrt auch das Lied vom ÑVater Rhein“ auf die Melodie von ÑCountry Roads“ von John Denver. Die Zwillingsbr¸der Hein & Oss Krˆher aus Pirmasens sind die Doyens der deutschen Liedermacher. Lange, bevor man von einer neuen Volksliedbewegung sprach, hat sich das Gesangs- und Gitarrenduo, Jahrgang 1927 um das demokratische Volkslied bem¸ht: Arbeiterlieder, die Freiheitslieder der Revolution von 1848/49, Partisanen- und Soldatenlieder, Volkslieder Ñauf den Pl‰tzen, in den Straflen“, Seemannslieder. Lieder vom Wandern, von der Freundschaft, von der Liebe und vom Trinken, von der Unrast, von Abschied und Wiedersehen…
Die Kröhers sind sich in den 50 Jahren ihres Sängerlebens treu geblieben und präsentieren heute wie gestern gefühlvoll – doch keinesfalls sentimentale Chansons und Volkslieder ohne das Holeraduljü rotbestrumpfter Musikanenstadler, sie sind nicht nämlich“. Die Mitbegründer und regelmäfligen Teilnehmer der Festivalreihe Chanson Folklore International“ auf Burg Waldeck im Hunsrück bereisten als Botschafter deutscher Kultur f¸r die Goethe Institute und den Akademischen Austauschdienst fast alle Länder zwischen Kaukasus und Atlantik sowie die Vereinigten Staaten von Amerika. Kunstpreise und Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz 1.Klasse, würdigen ihre Verdienste um europäisches Kulturgut.