Großfahrt
Wir wollten raus aus Hamburg nach Karelien. Von einem geteilten Land in ein anderes. Und wir fuhren mit zehn Jungs, zwei Kohten, 4 Klampfen mit Zug, Schiff und Tramp nach Savonlinna in Karelien. 160 Mark für drei Wochen für alles. Bei unserer Herbstfahrt hatten wir Kartoffeln geerntet und gespart. schnecke, pony, walter, holger und ich aus unserer Horte, fränki, frank und jens aus sieben Hamburger Nachbarhorten. Wir waren eingeladen vom Soumen Nuorisson Liitto, dem finnischen Jugendverband auf die Insel ………. bei Punkkaharju in Karelien und bekamen einen herrlichen Kohtenplatz am Saimaasee. Am Bahnhof trafen wir uns. Fränki war mückerzerstochen kaum wieder zu erkennen. Wir wurden eingeladen, auf der Burg zu singen. Im nächsten Jahr gab mir ein Mädchen ein Foto von unserem Singen auf der Burgbühne.
Singen
Wir sangen fast alles zweistimmig und auch manches dreistimmig. Russische und finnische, Spirituals und kaum deutsche Lieder. Mit den finnischen kamen wir so gut an, dass die Leute zusammen liefen. Die Lieder aus Zupf, Sankt Georg und Turm kamen bei uns nicht mehr so an. Wir lernten, dass wir für unsere Auslandsfahrten gute, deutsche Lieder brauchten. Die bündischen und nerothanen Fahrtenlieder, hinter denen wir stehen konnten, kamen damals gerade erst durch Hein & Oss zu uns. Im einen Kilometer entfernten finnischen Jugendlager, in das wir öfter eingeladen wurden, sangen wir drum ein paar plattdeutsche Lieder „An de Eck steit’n Jung“, „Marie, Marie Maruschkaka“ und ein paar andere Sachen. Das ging zweistimmig und fränki mit dem absoluten Gehör konnte aus dem Stegreif eine 3. Stimme impovisieren. Bei den Finnen gab gute Solosänger, die sich an eine Birke lehnten und finnische Balladen und Romanzen sangen. Singen wurde unser Haupterlebnis.
Am See
Wir kamen kaum in die Kohten. Es wurde nicht dunkel. Nach Elf stand rosiger Schein über dem See. Wir fischten und brieten auf heißen Steinen. Dann sangen und angelten wir die Sonne aus dem See. Als um Eins die Sonne stieg, erfrischte uns ein Morgenbad. Dann schliefen wir im Schlafsack am See bei Wellengemurmel, Schilfwispern und Mövenschrei.
Klotz + Gastfreundschaft
Endlos weiter Weg auf Kieselstraßen. Nur Bäume, Wasser, Sonne, Hitze, Blasen. Abgehärtet waren wir, Härte war nicht das Ziel. Die Lagerwoche war zu Ende. Weit war der Weg nach Lappeenranta. Geld war knapp und Durst war groß. Als ein Bauernhof kam, wünschten wir „Pimää“ zu kaufen, günstig, kalte Buttermilch. Wir bekamen einen Riesenpott und sangen „Kaunan und tertöja kumpa…“. Die Bauernfamilie vor der Tür war ergriffen und weinte. Sie brachten uns einen weiteren großen Topf frisch gepflückter Walderdbeeren und wünschten sich finnische und deutsche Lieder. Nie erlebte ich so intensiv Gastfreundschaft. Wir sollten bleiben. Aber ihr wisst, wir hatten ein Ziel und mussten weiter auf die steinige Straße.
Marktplatz
Im Schatten auf unseren Affen im Kreis sangen wir. Fünf Minuten und 50 junge Menschen standen um uns. Sie kamen vom Deutschkurs aus der Sommervolks-hochschule und wünschten sich Lieder: Am Brunnen vor dem Tore, Drei Zigeuner, Du bist wie eine Blume, Dort drunten in jenem Tale, Sah ein Knab ein Röslein steh‘n. Wir sangen einige davon und finnische. Immer mehr Menschen kamen. Schließlich wurden wir zum Mittagessen eingeladen und in Familien aufgeteilt. Anssi, ein junger Major, lud uns für den Abend zu einer Schiffsparty zum Singen ein. Für das Essen am Tag war mal wieder gesorgt.
Anssi
Die Schiffsfahrt wurde wieder ein Liedererfolg, belohnt mit großem Buffet. Wir bekamen einen herrlichen Kohtenplatz am See. Anssis Einladung ins Offizierskasino und ein Pfadfinderabend mit Stockwurst am Lagerfeuer folgten. Das Singen von detuschen Liedern wurde immer sicherer. Die Pfadfinder waren zwischen 13 und 18, Jungs und Mädchen. pony, der sich als Jürgen vorgestellt hatte, wurde von den Mädchen mit „Jörgen, Jörgen – Rufen verfolgt und verabschiedet wie vorher schon einmal bei einer Wanderung durch ein Dorf von Dorfhübschen.
Karelienliebe
Nach Karelien wollen wir wieder. Mit Terttu bin ich bis heute befreundet, vielleicht hätten wir geheiratet. Neben vielen kleinen Geschenken wurde unser Finnlandfahrtenheft in den Bünden berühmt und führte zu vielen Finnlandfahrten. Mehrere Hefte habe ich noch. Wer möchte, kann eins anfordern. h
Grafiken
Fotos
Lieder: Blau der Himmel / Mein Boot und mein altes Gewehr /
Gedichte:
Eingescanntes:?
Autor: (hh) hedo holland