ALLSPEEL
In Schweden beim großen Bingsjöfest in Dalarna am 1. Mittwoch im Juli (in den Dörfern ringsum in den Wochen vorher und nachher) gibt das großes Musikantentreffen der Riksspeelmen, das vor ca. 60 Jahren entstand, noch etwas jungenbewegten Charakter hat und heute von drei- bis fünftausend Menschen besucht wird, mit vielen Auftritten der Besten Skandinaviens und den Speelmannslaget, mit viel Tanz für alle (Polska, Walzer, Schottisch, Snoa, Hambo, Mazurka ….). Um 17 Uhr treffen sich alle Musikanten und spielen 8 – 10 ausgewählte teils neu entstandene Tanzmusiken (zumeist hervorragende Musiken aus Dalarna) im Folkstil, wohl etwa 500 Geigenspieler sind es meist, auch ein paar Klampfen … Das nennen sie Allspeel.
Die Elbraben luden vor Jahren (ab ca. 1980) zum Allspeel ein zu Fahrtenländern (Schweden, England, Frankreich, Finnland, Dänemark, Niederlande, Griechenland, Mazedonien) und haben dazu Texte, Tanzbeschreibungen und Noten gesammelt. Als sich der Wandervogel e. V. 1998 wieder gründete, erinnerten wir uns an die alten Wandervogelhefte aus den 1920er Jahren, als in vielen deutschen „Gauen“ des Bundes Heimatliederhefte entstanden, aus denen begeistert gesungen und vorgetragen wurde. Diese Hefte haben heute Seltenheitswert und sind auch Sammlungen mit Liedern (wen iger Tänzen), die heute nur noch wenig gesungen werden. In den 100 Jahren kamen in den Bünden meist Fahrtenlieder dazu, die regionalen Charakter haben und zum Allspeel passen würden.
Im Wandervogel sammelten wir alte und neuere Lieder zu einigen Bundesländern und stellten Liederhefte zusammen, die wir bei unseren Festen beim Allspeel der Musikanten teils vorstellten. Da unser Bund es bisher leider nicht geschafft hat, mehrere regionale Nester und auch Jugendgruppen aufzubauen, rotten diese Allspeelsammlungen vor sich hin. Der Gedanke allerdings, regionale Allspeelsammungen für bestimmte Fahrtenländer oder Fahrtenbundesländer anzulegen, ist für intensive Fahrtengruppen faszinierend.
Auf der Webseite www.wandervogel.info gibt es unter „Allspeel“ kleine Beispiele zu Ländern und Bundesländern.
MECKLENBURG – LIEDER + TÄNZE –
2015 Inhalt Allspeel Mecklenburg ALLSPEEL-HEFT 1 DES WANDERVOGELS – € 5 – FREI HAUS
MECKLENBURGLIEDER Das Heft erhält zumeist neuere Tänze und Lieder. € 5
02 Grüne Wiesen, weite Wälder 03 Hier im Dorf in Mecklenburg 04 Ich kenn den Weg nach M.05 Komm zu uns denn es gibt 06 Kommst Du mal auf den R 07 Kommt der Abend 08 Kommt der Wind mit Wolken- 09 Kommt zu uns ihr Freunde 10 Mädel lass zum Tanz 12 Wir saßen hier in Mecklenbg 13 Sie kommt aus Schwanheide 14 Und komm‘ ich wieder heim 15 Wenn im Dunklen am Feuer 16 Wir trinken ‚nen Halben
DARIN ALTE+ NEUE DEUTSCHE VOLKSTÄNZE
17 Lüttenmarker Einzug 1+2. 18 LüttenmarkerEinzug 3 19 Lüttenmarker Kontra20 Mecklenburger Bourrée 21 Mecklenburger Schottisch 22 Mecklenburger Walzer23 Plummenschürrer 24 Schüddel de Büx 25 Schwanheider Walzer 26 Tein Liter Boddermelk
HAMBURG – LIEDER + TÄNZE ALLSPEEL-HEFT 2 DES WANDERVOGELS – € 5 – FREI HAUS GEPLANT
Sünnros: Die Sünnros aus den Vierlanden ist einer der schönsten Bunten, Kontratänze oder Quadrillen und hat sich verbreitet, das sie heute in vielen Gegenden zu Mittsommer getanzt wird, teils mit Abänderungen. Durch die schönen durch Armbewegungen „geflochtenen“ Kreise ist die Sünnros einzigartig. Sie wurde so zum bisher einzigen bekannten Mittsommertanz, den es in Norddeutschland gibt. Die Sünnros wurde von Jüngeren im Hüpfgleitschritt getanzt, heute wird von älteren Tänzern der einfach Wechselschritt vorgezogen.
Der Tanz war und ist so beliebt, dass Hermann Claudius einen Text dazu verfasste, dass der Tanz auch ohne Musikanten einfach von einer 8er Gruppe um den Maibaum singend getanzt, gesungen und gesummt werden konnte, vielleicht von einer Gitarre oder Laute begleitet.
Un wenn dor boven de Sünn nich weer, denn weer dat düster op de Eer. Sünn steiht an´n Hewen, scheun is dat Lewen Scheun is min Mäken, min Greten in Danz to seen. Licht as de Wulken, gau as de Swulken, Greten, min Mäken, wat danzt du so scheun. Du büst min Sünnros, du büst min Hartensblom, Du büst min Sünnros, du büst min Blom.Rieck die mien Hand, min allerlevste Deern. Mehr as da de Sünnros heff ick di so geern. Du büst min Sünnros, du büst min Hartensblom. Du büst min Sünnros, du büst min Blom.
NIEDERSACHSEN
Sprötzer Achterüm: Der „Sprötzer“, einer der vielen Achterümtänze, ist ein besonderer Tanz dadurch, dass der Anfangskreis teils mit Oberarmfassung getanzt wird. Bei der Kette werden de Deerns zur Mitte geschoben und juchzten sie dabei Takt und wild wurden sie wieder herausgezogen wobei de Jungs im Takt ha, ha, ha lachten. Der Tanz wurde früher mit etwa 10 Kehren auf Zuruf getanzt.Und er kann, im Gegensatz zu den meisten „Bunten“ mit beliebig vielen Paaren getanzt werden. Am Anfang und am Ende wird einander zugenickt. Wandervogelgruppen erfanden dann wieder einen Text dazu, um denTanz im Freien nur zur Klampf und zu einem Rhythmusinstrument besser tanzen zu können. Wer weiß den Text und kann ihn uns mitteilen?
Mir wurde in Sprötze erzählt: Als dasTanzen noch verboten waren, tanzten die „jungen Lüüd“ donnerstags vor dem Markt in Sprötze ihren Tanz mit Gesang. Der Text ist verloren. Als Anna Helms – Blasche ihn aufschrieb und dann in ihrem 2. Band – Bunte Tänze – veröffentlichte, wurde er nicht gesungen. Da war wohl ein Geiger aus dem Dorf dabei. In Sprötze ist der Tanz noch gut bekannt und wird bei Festen getanzt, heute meiste von Älteren und gemütlich. Da wirken das Huhuhu und das Hahaha gekünstelt und werden meist weggelassen.
SCHWEDEN .
Das Schwedenheft mit Liedern und Tänzen fand im Wandervogel besonderes Interesse und wurde in 2. erneuerter Auflage herausgegeben, schon deshalb, weil in unserem Bund mehr als 20 Jahre hintereinander Schwedenfahrten (besonders nach Dalarna zum Bingsjöfest) durchgeführt wurden. Für die Lehrer des Bundes war die Fahrt teils nicht möglich, da um den 1. Mittwoch im Juli teils keine Schulferien sind. Für sie war das Schwedenheft deshalb besonders wichtig. tusk, tejo, turi hatten ihre Großfahrten meist in den Norden Schwedens ins urige Lappland gemacht, wir als meist Ältere, fuhren ins liebliche, so kulturelle Schweden und erlebten die Intensität der Folklore sowie die liebliche Landschaft Dalarnas um den Siljakrater und Siljansee, wo sich die Kultur durcheinstige Abgeschiedenheit besser erhielt und durch schwedische Reformjugendbewegung erneuert und lebendig erhalten wurde. Dadurch entstehen dort weiter jährlich neue Folktänze und Folklieder. Wer sich mit der Reformjugendbewegung Schwedens beschäftigen will, der muss tiefer greifen. Sie wirkt in Kunst, Musik, Lied, Tanz, Meiden von Alkohol, Wohnungsgestaltung weiter. Über ihren Anfang und die Anfangsdynamik ist kaum noch etwas zu lesen.
Vor 100 Jahren pilgerten viele junge Reform-Schweden (Freunde der Wandervogelvoreltern der reformjugend drj) nach Dalarna, um sich dort zu treffen und das Ende der Massensauferei und des Elends in Schweden durch natürliches und kulturelles Leben (wie beim Wandervogel) zu ersetzen. Vor etwa 60 Jahren entstand das Fest der Riksspeelmen in Bingsjö und griff einiges davon auf.
Das schöne alte Reformheim Tällbergs in sagenhafter Lage wurde durch ein Hotel ersetzt, als die alte Wandervogelüberlebene etwa 2015 starb. Eine andere alte Wandevogeldame machte aber vor 3 Jahren noch mit Geige und Freunden jeden Dienstagnachmittag oben auf dem heiligen Plateau des Berges von Tällberg für Einheimische und Touristen gratis zum Tanz auf mit alten, fröhlichen Laich-Tänzen, einfachen Kreistänze, mit „Mittsomerstangen“ und schwedischen Fahnen. Sie stellen sich ganz einfach hin, Eine macht dieTanzmeisterin, es wird dazu gesungen, viele Schweden kennen diese alten „Ringelreihen“.
Es ist wie ich es als Kind beim Wandervogel in der Nazizeit im Umkreis von Hamburg erlebte: Onkel Alwin setzte sich bei der Rast im Gasthof bei der monatlichen Wanderung ans Klavier, spielte „Lott is dot“ und anderes und meine Eltern, Onkels und Tanten, nach 1945 auch viele Freunde aus Wandervogel und Volksheim, (dabei auch Gustav Schmidt, Helmut Schmidts Vater, Freund unserer Familie) sangen, nachher schon gut betagt, sangen und tanzten dazu und danach wurde im Gasthaus, im Sachsenwald, in den Schwarzen Bergen, in der Hanheide, in Hetlingen oder Zollenspieker an der Elbe gespachtelt. Einige der Wandergasthäuser gibt es heute noch. Diese Echtheit und Ehrlichkeit von Regionalkultur (Wir gebrauchen das Wort „Volkstum“ nicht mehr) ist heute noch lebendig in der Folkszene bei den Osdorfern, den Elbraben, den Winsenern, den Kiekebergern, beim Ring für Heimattanz.
Nadja, meine Tochter, die als Künstlerin in der Bretagne lebt, ist für solches Leben aufgeschlossen, Karsten, mein Sohn wertschätzt die lebendige Kultur auch, dann, wenn wir auf dem Rabenhof feiern. Aber diese selbstverständliche Familienkultur, wie bei uns in meiner Jugend, haben wir nicht mehr in der Familie und nur noch, wenn wir auf dem Rabenhof zusammen kommen.
Bei manchen, speziellen Folkfesten und Jubiläen sieht man diesen Rest der Echtheit von Volkskultur und Wandervogel aufblitzen (früher Osnabrück, Büdelsdorf, Hetlingen, Kiekeberg, LAG Tanz Hessen, ..)
BREMEN
Melodie – Aus der Erinnerung aufgezeichnet von Klaus Rosnau, 2001
Ich kenn‘ eine alte deutsche Stadt,
Den Schlüssel führt sie im Wappen,
Manch ferne Gestad er erschlossen hat,
Der silberne Schlüssel von Bremen.
Bremer Jugend, frisch und frei,
Mit Leib und Seele sind wir dabei,
Bremer Jugend, frisch und frei,
Platz da für uns, Straße frei!
Ein steinerner Riese aus uralter Zeit,
Standhaft steht er am Markte
Stolz wacht er für Freiheit, Gerechtigkeit,
Der Roland am Rathaus zu Bremen.
Bremer Jugend, frisch und frei,
Mit Leib und Seele sind wir dabei.
Bremer Jugend, frisch und frei,
Platz da für uns, Straße frei!