Ausflug der Wandervögel an den Rhein. - Versetzungsaufsatz Klasse 6 Früh am Morgen brauchen wir auf, flogen hoch und dampften davon, wie der Kaffee in der Thermoskanne und hoben ab, wie es sich für Wandervögel gehört. Zwar hatten wir nicht genug an Zaster, Moos und Moneten. Doch wir wollten schließlich in weichem Moss schlafen, um auch des Nachts den Wald zu genießen. Unser Tretmobile klapperten vor sich hin, wie die Zählen am rauschenden Bach. Meins machte „Peng“ und hatte Panne. Ich schob das Rad zum Brunnen, hängte den Schlauch unter Wasser, bis alles geflickt war, und die anderen auch nicht mehr zu sehen waren. Sie aber machten Pfeile auf den Radwegen, die nicht zu übersehen waren, denn sie waren in Eile. Die Sonne war am Sinken und nötigte, uns auf die Zeltplatzsuche zu machen, um zu kosten. Als ich signalpfeifend auf der entdeckten Waldlichtung eintraf, waren die Freunde schon am Spachteln, mit Atzung frisch vom Rebenfeld, dass ich doppelt langohrig mein Hasenbrot auspackte und verschlang, um es mäusesicher zu machen. Als dann das Feuerten hell aufloderte, wurden wir von vorn geröstet und von hinten klapperten wir mit den Zähnen. Es gab einen kochenden Tschai, aus dem wiederum sämtlicher Alkohol herausgesucht war. Trotzdem musste jeder dichten, um sich nicht das Maul zu verbrennen und um sich einiges wünschen zu dürfen, wie so unser Brauch ist, wenn man eine oder massenhaft Mandeln findet. Ich hatte am Brunnen beim Schlauchdichten schon vorgedichtet. „Ich habe müde Beine und find’ nur kurze Reime. Eins, zwei, drei, Willkommen, Tschad!“ Der nicht ganz dichte Oberdichter unserer Wandervögel Amadeus schoss mit seinem Verschen den Bundesadler ab. „Zuerst soff ich Mich, dann frass ich Brei und jetzt eine Mandel vom Zaubertschai!“ Er wünschte sich neue Radlerbeine. Nach dem verzweifelten Dicht schmettert wir Endlosliedern, bei denen selbst ängstliche Neue die Melodie von selbst erkennen. „Wem ham se den Tschad geklaut? Der Eva dem Aas, als sie die Apfel auffraß, der ham se die Mandeln jeklaut, als sie las - Der Adam voll Glück, kriegt’s Paradies zurück, Weil er’s Kapital las und Mandeln fraß.“ Natürlich ging das so weiter. Es folgten „Drei Schweine saßen an der Leine, das ist ‚ne Riesen Schweinerei. Drei Schweine saßen an der Leine und soffen Russentschai!“ „Eines Morgens, in aller Frühe, Bella Tschai, bella Tschai, bella Tschai, Tschai, Tschai, eines Morgens in aller Frühe soffen wir den Rest vom Tschai.“ Da war es zwar schon Morgen, doch unser Schlusslied war das Lied „vom weißen Neger Bumbada - vom weißen Nebel wunderbar“, capito? Na, Herr Lehrer, sie wissen ja und zu allerletzt_ Morgen früh, wenn Gott will, wirst Du wieder gewürgt“ und wie immer unsere Genesungshymne „Ischias den Hirsch im wilden Forst. Dann luden wir zum Schutz unsere Katapulte und krochen in unsere Pennsäcke, um zu ratzen. Am Morgen um halb Zehn waren wir in zehn Minuten angezogen, gewaschen, gebügelt und gefrühstückt. Alles Essen wurde von unserem Gruppenbonzen Heinz in genau gleich Teile geschnitten, bis auf die Marmelade, das konnte auch er nicht. Sie war sowieso voller Ameisen. Und selbst die Käselöcher stanken vor sich hin. Heinz war Lehrerstudent. Er aß unsere einzige Banane klein, damit wenigstens einer von uns was davon hatte. So, wie wir das auch von unseren Lehrern, Parteibonzen, Kirchendiktatoren und sonstigen Aufsichtsganoven kennen. Ich band unserem Heinz drum einen nassen Sonnenschirmpilz auf den Sattel, auf den er sich freudevoll setzte. Er fuhr dann wie tarantel-gestochen aus der Haut und davon in den Wald. Es war ein besonderer Wald. Denn gerade dort war Rotkäppchen geboren, da wir der der augenarztbedürftige Jäger den großmutter-haubigen Wolf schlachtete und die nach Magensaft duftende Großmutter samt Rotkäppchen befreite. Und bevor er sich versah hatte er das Rotkäppchen geheiratet, und sie hatte eine gute pensionberechtigte Partie. Zum Andenken tragen manche Frauen in der dortigen Region heute noch wunderschöne Rotkäppchen, so eine Art Dauerfasching. Wir durchklapperten dann den Märchenwald bis der Kühler dampfte, und wir Gummibeine hatten. Am Brunnen vor dem Tore der Burg brauchte unser Gruppenstenz und Zugvogel Heinz eine neue Hose, weil die alte zog und er keine Musik mehr machen konnte. Folglich war unsere Begrüßung nur ein vielrädriges Klingeln, bis auf Heinz, der eine Hupe hatte. Und wir sangen dazu „Das Abelchen erschlug den Kai wegen eines Bechers Tschad und wegen der Susanne im Bade, mit ihrer hübschen Wade. Die Raubritterburg war wirklich schnuckelig. Für den Bau konnten die Burgritter die dicksten Brocken schleppen, und wenn sie nicht mehr weiter konnten, keilten sie ein paar Bauernlümmel, die mussten dann dreimal so viel schleppen. Und wenn das nicht klappte, hisste er seine Schwanenfahne und brüllte vom Turm sein Galgenlied. „Blut, Blut, Ritter saufen Blut“ Aber die Bauern bauten mit ihren Eisenhämmern eine Riesenburg mit vielen heizbaren Frauenzimmern, damit sich der Ritter besser fortpflanzen konnte. Sie bescherte sich damit eine unterdückende Frohen und Blutsaugersteuern, aber dafür gab es im Trinsaal wenigstens echt was zu saufen. Den selbstgepressten Apfelmost, den der Ritter ihnen abgepresst hatte. Heute sind die Frauenzimmer Ruinen, und es gibt bis auf die Folterkammer mit Daumenschrauben wenig Reizvolles zu bewundern. Nur oben auf der Zinne stand Heino und sang uns wehmütig sein Schinderhanneslied, dass uns das Selbersingen gering und wir weiter strampelten. Wir machten Halt unter dem Wormser Dom, der ein Wunder ist, weil er aus Wormsen gebaut wurde, aus versteinert Würmern, die dort zur Freude der Gläubigen freiwillig hinhorchen und in der sogenannten „Wormser Steinzeit“ sich selbst versteinerten. Jeder Pilger bringt sich von dort versteinerte Würmer mit nach Hause. Drum muss der Wormser Dom immer wieder nachgebaut werden. Auch ein Grund, weshalb die Kirchensteuer immer weiter steigt. Gerade hier in der Nähe trat seinerzeit Kriemhild dem Fass den Boden aus, weil ihr Nibelungenschatz ihr was geflüstert hatte. Sie erzählte es natürlich sofort der lauernden, giftigen Brunhilde weiter, die darob erfreut ihrem geheimen Lieben, dem listig - deutschen Hagen von Throne davon berichtete, dem Erfinder des germanischen Meuchelmords. Die geile Geschichtsverein bewahre ich für meinen nächsten Klassenaufsatz. Die schwarz gekleideten und mit Beffchen versehenenDomprister verärgerten uns, weil sie sich laufend vor uns bekreuzigten, als wären wir Satansbraten. Wahrscheinlich wegen unserer bunten Kleidung, oder weil wir vorm Dom das Geyer-lied sagen. „Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann? Wo blieben die Kirchensteuern von Rom? Sie stecken heute im Petersdom.“ Weiter gab es hier nix spannendes zu berichten, drum betrachten wir den Dom nicht und wollten statt Ansichtskarten Rückfahrkarten kaufen. Wir übergäbe dem Schaffner unser Klapperkisten, den die Pedalen waren verbogen, die Schläuche durchlöchert, die Klingelratschen ausgeleiert und die Sättel durchgeritten und wir dampften gen Heimat, nachdem wir ins Horn gebrochen und auf den Weg gemacht hatten. Unser Obergruppenvogel Heinz vergaß zu bezahlten, weil wir den Wandervogelschatz beim Eisessen verbraucht hatten. Heinz musste bei der Polizei bleiben, während wir von hinten einstiegen und fröhlich heimkehrten, unsere Eltern mit Blumen begöschten und Heinz betrauerten und bedauerten. Bei dieser Fahrt war ich noch Neuer und wurde Wandervogel, wie auch die anderen und bis das heute noch. Denn es gilt das Gesetzt: „Einmal Wandervogel, immer Wandervogel“. Wie und warum wir so schnell aufgenommen wurden, und wie wir das feierten, ist eine andere Geschichte, die ich bisher nur meinem Tagebuch verrate. Doch dass ich mitfahren durfte, habe ich Vater und Mutter zu verdanken. In meinem Herzen lebt das alles weiter. Aber eins weiß ich gewiss, wenn ich jetzt noch ein Junge wäre, würde ich Gruppenchef und Heinzi ablösen. Da ich aber schon älter bin gründe ich selbst eine Wandervogelgruppe, denn auf so herrliche und dichterische Erlebnisse will ich nicht verzichten. Doch eins muss ich sagen: Alle Märchen und Krimis haben ein gute Ende: „Und wenn sie nicht gestorben sind…“ Doch dieses hat einen anderen Schluss, und wer alles hiervon glaubt, ist ganz schön bescheuert. h