Helm war kein Bündischer Führer. Er war ein Macher, ein Gründer, ein Voraus-Denkender. Er baute den SPD-Liederbuch heraus. Ein Liederbuch und ein Gedichtbuch erschienen von ihm im spurbuch-verlag.
Ich war 15, als ich ihn wohl etwa 20 auf dem Sommerlager der Geführtenschaft im Sauerland kennen. Schon da leitete er Lieder an. Er war wohl Gast und trug nicht das schwarze Protesthemd, das wie damals trugen.
Später dann hatten wir öfter mal Kontakt. Ich rezensierte Schallplatten und CDs, die er herausgegeben hatten. Wir sahen uns ab und zu. Helm arbeitete eine Zeit lang am Folkmagazin mit, das ich herausgab. Und er besuchte uns mit seiner Frau für eine Jurtennacht auf dem Rabenhof in Lüttenmark.
Ich habe mit Helm gute Gespräche geführt, manche Anregungen von ihm bekommen und ihn sehr geschätzt.
Der Schreiber der Trauerrede ist mir z Z leider nicht bekannt. hedo
Trauerrede für helm König – 18. Juni 2021
Liebe Helga, liebe Diemut, lieber Christian, sehr geehrte Trauergemeinde,
einige von uns haben helm, wie er allgemein gerufen wurde, fast ein Leben lang begleitet. 60 Jahre und mehr war unser Leben mit ihm verbunden. Wir kannten ihn aus den Gruppen, wir waren mit ihm auf Fahrt gegangen: getrampt, gewandert, auf Flüssen gefahren oder sogar gesegelt. Überlebten die Mitfahrt in seinem Kabinenroller. Ohne ihn hätten einige den Weg über das Singen, über den Chorgesang, zur Musik nicht gefunden. Sie müssten heute sagen: Ohne ihn gäbe es diesen Gewinn für mein Leben nicht.
Viele blieben ihm aus dieser Frühzeit freundschaftlich verbunden, denn helm war ein guter Freund, der den Zusammenhalt bewahrte, obwohl zuweilen beachtliche räumliche und zeitliche Distanzen dazwischen lagen.
Helga hat helms Weg 60 Jahre begleitet, was im Alltag nicht immer einfach war. Sonst hätte sein Lebensboot, obwohl er ein guter Segler war, auch kentern können.
helms Leben – 91 Jahre in zwei Jahrhunderten gelebt und verankert – lässt sich nicht knapp darstellen und würdigen. Schon die erste Nachfrage verlangt eine längere Erzählung.
Wir haben gelernt, dass fast eine Generation des 20. Jahrhunderts vom Nationalsozialismus geprägt wurde, dass besonders die Jahrgänge um 1930 als Hitlers Garanten der Zukunft galten. Sie traten 1936 in eine Schule ein, die vom nationalsozialistischen Geist bestimmt war. Zwar gab es noch Lehrer, die keine Nazis waren, doch für andere als die vorgegebenen Inhalte bestand wenig Raum. An die nationalsozialistische Schule schloss sich für ihn ab 1940 das Jungvolk, später die Hitlerjugend an. Wir sollten die Attraktivität dieser Staatsjugend nicht unterschätzen. Auch helm war ein aktiver Hitlerjunge, obwohl er keine Führungsaufgaben übernahm, aber dort begann sein musikalisches Abenteuer. Als 1943 Bremer Schulklassen vor den zunehmenden Luftangriffen in Sicherheit gebracht wurden, in sogenannten Kinderlandverschickungen, lernte er die Singrunden an ihrem Fluchtort Nördlingen schätzen.
Ein verstörendes Erlebnis war in dieser Zeit das Schicksal seines Musiklehrers Hermann Böse. Der Sozialist Böse war entlassen worden, danach schlug er sich mit Klavierstunden durch, die auch helm bei ihm nahm. 1944 wurde Böse verhaftet. An den Folgen der KZ-Haft starb er 1945. Heute heißt helms ehemaliges Gymnasium Hermann-Böse-Gymnasium.
Nur noch wenige können sich vorstellen, was die Kriegszeit für alle, besonders für die jungen Menschen bedeutete. Nach Nördlingen erlebte helm ein immer stärker zerstörtes Bremen. Daneben kaum Schulunterricht. Ständig Aufräumarbeiten. Viele nächtliche Luftangriffe. Es folgte eine zweite Kinderlandverschickung, diesmal nach Freiberg in Sachsen. Sachsen konnten die alliierten Bomber bis zur Invasion 1944 nicht erreichen.
Doch am 13. Februar hörte helm stundenlang Bombergeschwader und später sah er das brennende Dresden. Fluchtartig startete der Rückweg nach Bremen. Teilweise in der Bahn, bedroht von Tieffliegerangriffen, manchmal in Nachtmärschen schaffte die Schulklasse die Rückkehr. Doch an Schule war nicht mehr zu denken.
In Dresden war helm mit seinen Klassenkameraden gemustert worden. Unklar, ob als Luftwaffenhelfer oder für Hitlerjugend-Einheiten. Jedenfalls erlebte er seinen
15. Geburtstag in der Kaserne in Bremen. „Wir haben zünftig gefeiert“ schilderte er mir diesen Tag.
Bald darauf begann der Ernstfall. Die Hitlerjungen waren dafür trainiert: am Karabiner, im Handgranatenwurf, am MG und an der Panzerfaust. Sie waren auch ideologisch präpariert, doch auf den Zusammenstoß mit Kampfeinheiten waren sie nicht vorbereitet. Ein Teil seiner Schulklasse überlebte den Einsatz nicht. Dass sie nicht in weiteren Einsätzen verheizt wurden, verdankten sie einem hochdekorierten Frontoffizier – einem sogenannten Heldenklau, der die Jungen nach Hause schickte. Sie sollten leben, nicht sterben für Deutschland.
Was hieß leben für Deutschland nach dem 8. Mai 1945?
helm berichtete mir, er sei orientierungslos gewesen. Keine Schule, sie begann erst im Spätherbst wieder. Ein eingeschränktes Leben: Ausgangssperren, öffentliche Einrichtungen geschlossen. Kampf ums tägliche Brot.
1945 war ein Jahrhundertsommer. So habe er ein Faltboot seiner Eltern aktiviert, um auf der Weser zu schippern, schließlich konnte er das Faltboot auch besegeln. Und Gitarre habe er geübt.
Zu zwei Abenteuerreisen brach er auf: Nach Berlin, um festzustellen, ob seine Großeltern noch lebten. Sie lebten. Nach Sachsen zu einer befreundeten Familie.
Wäre er in der Sowjetisch besetzten Zone in eine Kontrolle geraten, hätten die Reisen in Sibirien enden können, denn das Verlassen der Besatzungszonen war verboten.
Die Rückkehr in ein Leben ohne Krieg war für alle nicht leicht. In zerstörten Städten, in einer Welt von Heimatlosen: Ausgebombten, Flüchtlingen, Vertriebenen, Displaced Persons, rückkehrenden Kriegsgefangenen. Und es war eine Zeit voller Not. Das erste Ziel war: Nicht mehr hungern, nicht mehr frieren.
Deutschland sollte zudem demokratisch werden, sollte über Reeducation in eine demokratische Ordnung geführt werden.
An diesem Punkt startete helms eigener Weg aus der Orientierungslosigkeit.
Überraschend knüpften 1945/46 Jugendführer, die über die HJ-Zeit Inhalte der Bündischen Jugend bewahrt hatten, an diese Jugendkultur an. In Bremen stieß helm zur neuen Hansischen Jungenschaft.
Aus heutiger Sicht mag das Jungenschafts-Programm auf uns seltsam wirken. Die sich an vielen Orten bildenden Jungenschaften griffen Ideen auf, die Eberhard Koebel, tusk genannt, in der Spätphase der Weimarer Republik entwickelt hatte.
Es war elitär in seiner Unterscheidung zwischen Selbsterringenden und Wiederholenden.
In einer Programmschrift hatte tusk die Aufgabe beschrieben:
Frei von jeder Verpflichtung an eine Weltanschauung,
frei von Zwang, Vorgesprochenes wiederholen zu müssen,
frei von der Meinung, mit Wiederholern in deren Formen und Gedanken leben zu müssen.
Unabhängig von Erwachsenenorganisationen und ihren Weltanschauungen sollte über einen Jugendbund ein autonomes Jungenreich entstehen. Wieder einmal war es die Suche nach der Blauen Blume, die tusk mit seinen Gruppen finden wollte, die in der Nachkriegszeit erneut gestartet wurde.
Ein Zentrum war Göttingen, wo von dem geheimnisvollen Ort Johanniskirchturm Walter Scherf, tejo genannt, seine Botschaften aussandte. helm nahm 1947 den Kontakt zu tejo auf. Obwohl das nahende Abitur seine Teilnahme am Bundestreffen zu Silvester 1947/48 in Haltern verhinderte, begann danach seine anwachsende Mitarbeit in der neuen Deutschen Jungenschaft.
Walter Scherf als Bundesführer gab ein Programm vor, das in Abgrenzung zu weltanschaulichen Bindungen die Autonomie betonte und kulturelle Akzente setzte, die den nationalsozialistischen Geist verdrängen sollten.
Scherf setzte Akzente für neues, multikulturelles Liedgut, das das NS-verseuchte Liedgut ersetzen konnte. Mit der Zeitschrift Unser Schiff erlaubte ihm die Militärregierung dafür sogar ein Medium. Der Rückzug von Scherf ab 1950 machte helm zur zentralen Figur der Liedkultur der Jungenschaften, schließlich der Bündischen. Über Jahrzehnte war er der Lieder-Papst, der Gesangs-Guru.
Die Attraktivität der Jungenschaften und verwandter Bünde hob ihr Anderssein in der stark am Materiellen orientierten Nachkriegszeit. Schon die von tusk übernommene Ästhetik fiel ins Auge, heute würde man sagen ihr Corporate Design. Das Jungenschafts-Logo, die Jungenschaftsjacke, die Kohte, das ungewöhnliche Fahrtenzelt. Hinzu kamen die Gruppenabende mit Singen, Geschichten vorlesen, Märchen der Welt erzählen, Laienspiel usw.
Und die Pflege einer eigenen Fahrtenwelt. Es war nicht Anders reisen. Es war die Suche nach Sehnsuchtsorten, Sehnsuchtsländern: Bayerischer Wald, Lapplandfahrt, die Provence mit der Camargue, die Bretagne, Burgund, Korsika, Jugoslawien, Griechenland. Aus dem gemeinsamen Erfahren von Natur, Landschaft, Geschichte, Kultur sollte etwas Neues entstehen, was von allen anderen abgrenzte. Was in die Hoffnung mündete:
Unser Fahren wird kein Ende haben.
helm vertonte dieses Gedicht seines Freundes Henning Meincke.
Der Wille zur Autonomie in der als restaurativ zu materiell empfundenen Adenauer-Zeit äußerte sich in zahlreichen Liedern. Gern wurde Brechts Lasst Euch nicht verführen gesungen oder aus Günter Eichs Gedicht Wacht auf zitiert:
Tut das Unnütze, singt die Lieder, die man aus eurem Mund nicht erwartet!
Seid unbequem, seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt!
Unübersehbar war der antifeministische Zug der Jungenschaften, der sich später im Untertitel des Turms findet: Lieder der Jungen steht dort. In der Gesamtausgabe von 1956 heißt es: 453 Lieder für Jungen.
Helms Ansehen wuchs über ein Projekt, das er nicht erfunden hatte, das ohne seine Kenntnisse, seinen Fleiß und seine Kreativität nicht vollendet worden wäre, niemals so viel Einfluss in der Liedkultur der Bundesrepublik gewonnen hätte. Erfunden und dafür gesammelt hatten drei Flüchtlinge aus der DDR, die dort eine Jungenschaftsgruppe in der FDJ organisieren wollten. Nach ihrem Wechsel in die Bundesrepublik begannen sie in Köln mit der Arbeit an einem Liederbuch, das nach ihrem Wohn- und Arbeitsort, dem Bottmühlenturm, Der Turm heißen sollte.
Die erste Auflage hatte nur einen Fehler: Die Herausgeber besaßen nur schwache Notenkenntnisse. So kam es, dass der Hauptkritiker der Fehler Mitherausgeber wurde – länger als ein Jahrzehnt prägte helm die Vollendung der weiteren Auflagen des Turms.
Eine beachtliche Truppe versammelte sich dort:
Konrad Schilling organisierte später mit der Monumenta Judaica die erste Ausstellung, die das vertriebene und vernichtete jüdische Leben in Deutschland behandelte. Später arbeitete er als Kulturdezernent in Göttingen und Duisburg.
Dieter Dorn prägte als Theaterleiter in München über Jahrzehnte das deutsche Schauspiel.
Auch der Grafiker Hannes Jähn, der den gesamten Turm schrieb, ist auffällig. Seine Kalligraphie gehört zur Ästhetik dieses Liederbuches. Jähn wurde später ein vielfach ausgezeichneter Grafiker, schließlich Professor an einer Kunsthochschule.
Zu diesem Gespann trat helm hinzu und seit 1952 wurde mit dem Beginn des Studiums in Göttingen Der Turm zu seinem Lebensinhalt. Ein wenig hat er auch studiert. Ganz nebenbei schrieb er für die heutige Bundeszentrale für politische Bildung die vielbeachtete Analyse Rote Sterne glühn. Lieder im Dienste der Sowjetisierung, die die Funktion des Liedgutes in der DDR behandelt. Zum Universitätsstil dieser Zeit gehörte auch, dass er diese Arbeit nicht für ein Examen nutzen konnte.
Die Reinigung des Liedgutes von nationalsozialistischen Einflüssen, die der Turm leistete, war eine Mammutaufgabe. helm verdanken wir viel an praktischer und analytischer Aufklärungsarbeit. Der Turm trat schließlich gegen die millionenfach vertriebenen NS-Liederbücher an.
Vor allem das oberflächliche Singen des Soldatenliedes musste ersetzt werden, besser: verschwinden.
Wir sangen nicht mehr:
Das Regiment Fourcade hat nie ein Feind besiegt,
obwohl seit fünfzig Jahren im Feld sein Banner fliegt.
In der für unsere Jahrgänge angespannten Diskussion über die Wiederaufrüstung, die Aufstellung einer deutschen Armee sangen wir auch:
Wir tragen Helme und Gewehre
für Deutschlands Ruhm, für Deutschlands Ehre.
Wir deutschen Jungen fragen jedoch:
Wie lange noch, wie lange noch, wie lange noch?
helm vertonte das aus dem Chinesischen übersetzte Antikriegslied:
Der Pferde lahmen längst,
doch wir marschieren,
der Jüngste fragt,
wo mag die Heimat sein.
Wir lernten bei ihm auch:
Spaniens Himmel breitet seine Sterne.
Weil man für eine gerechte Sache, für die Republik kämpfen kann.
Nachhaltiger wirkte der multikulturelle Grundzug des Turms. Mit der Verbreitung des Turms wuchs helms Ansehen. Wer je an einem Lagerfeuer saß, wer je die Flamme umschritt, kannte bald den Namen helm König.
Ende 1955 begann bei dem Musikverlag Voggenreiter in Bad Godesberg ein zweijähriges Zwischenspiel, aus dem er 1957 erneut nach Göttingen zurückkehrte, zum Schlussspurt im Studium, doch ganz so ernst wollte er das Examen nicht nehmen. Mit dem singkreis göttingen gründete er ein beachtetes Ensemble, das wiederholt Aufführungen schaffte. Vor allem vertiefte er seine musikalischen Kenntnisse und sein Repertoire.
1960 war es dann soweit: helm bestand seine Examen, danach startete die Suche nach einer beruflichen Grundlage. Die Erwachsenenbildung im Jagdschloss Göhrde war es nicht. Überraschend öffnete sich der Weg nach Indien, wo er vier Jahre als Lektor für deutsche Sprache in Kalkutta arbeiten konnte. Nach der Rückkehr musste er jedoch feststellen, dass seine Indien-Expertise nicht gefragt war. Die Mühen des Referendar-Dienstes wurden ihm nicht erspart.
Es galt jetzt auch, für eine Familie zu sorgen. Seit 1961 war helm mit Helga verheiratet und sie zogen zwei Kinder auf, Diemut und Christian. Als die Angebote der niedersächsischen Schulverwaltung enttäuschend ausfielen, entschloss sich die Familie zum Wechsel nach Hessen. Wo sich wieder einmal ein neues Projekt fand. Bei den Waldeck-Festivals fehlte es an einem tontechnisch versierten Mitarbeiter. helm löste diese Aufgabe, was uns heute das Nachhören der Auftritte ermöglicht. Das Waldeck-Festival war kein deutsches Woodstock, doch zeigte es die Veränderungen in der deutschen Liedkultur. Eine veränderte Folklore, das politische Lied, das Chanson gewannen neue Lebenskraft.
Und zahlreiche Karrieren starteten dort.
In dieser Zeit schimmerte ein weiteres Projekt auf. Mit einem Freund hatte helm einen auf bündisches Liedgut spezialisierten Schallplattenverlag erworben. Gemeinsam mit Helga entwickelte er unter dem Namen Thorofon daraus ein beachtetes Label. Ein Nischen-Label im hochkonzentrierten Elektronikmarkt, doch immer auffällig durch Produktionen: Vergessenes, selten Aufgeführtes, von den Nazis Unterdrücktes oder Verbotenes, neue Musik und Nachwuchsförderung bestimmten über Jahrzehnte das Programm. Zahlreiche Auszeichnungen konnten gesammelt werden. Helm organisierte sogar die Independents gegen die Mayor Companies, schließlich empfahl sich der Verkauf des Unternehmens.
Was bleibt ist eine herausragende kulturelle Leistung der Königs.
1972 trat helm König der SPD bei, wozu ich unmittelbar nichts beigetragen habe, das hatte er selbst entschieden. Selbstbestimmt. Die deutsche Sozialdemokratie, auch ihre internationale Gemeinschaft, verdankt ihm einen großen Beitrag. Ohne ihn hätte ich die Schallplatte Lieder der Europäischen Arbeiterbewegung 1984 nicht produzieren können, damals für eine Gemeinschaft der zwölf Mitgliedstaaten herausgebracht, später auf 15 EU-Mitglieder erweitert.
Und er organisierte die Aufnahme der Oper Kniefall in Warschau von Gerhard Rosenfeld, die das Leben Willy Brandts behandelt.
Abgerundet hat er seinen Beitrag zum kulturellen Erbe der SPD mit der Mitarbeit am Vorwärts-Liederbuch, das ohne seine Professionalität nicht entstanden wäre. Es hat ihn gefreut, dass dieses Liederbuch eine fast verschüttete Singekultur wieder aufleben ließ.
In der ihm zu seinem 80. Geburtstag gewidmeten Festschrift zeigt das Cover eine Grafik von A. Paul Weber, einem kritischen Zeitgenossen der Ära Adenauer. Die Grafik zeigt einen Narren, der zwischen zwei Stühlen sitzt. Der Narr lächelt jedoch. Die Grafik verwandten wir auf ausdrücklichen Wunsch helms, denn er fand, dass er oft zwischen zwei Stühlen gesessen habe. Der Lebensmut ging ihm dabei nicht verloren, auch das Lachen sei ihm nicht vergangen. Stets habe er wieder einen festen Stuhl gefunden.
In der Festschrift zitieren wir ein Gedicht von ihm, das er vertont hat:
Der Ring wird geschlossen,
der Abendwind weht.
Es heißt dort:
Der Tag ist nur Neige,
die Fahrt findet Ruh‘.
helms Lebensfahrt hat ihre Ruh‘ gefunden.
Für uns – seine Familie, seine Freunde und Weggefährten – bleibt das Memento der von helm geschätzten Mascha Kaléko:
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
doch mit dem Tod der anderen muss man leben.
helm ist nicht mehr unter uns, damit müssen wir nun leben.
Lieber Hedo,
danke f¸r das FOLKMAGAZIN. Das Magazin wird immer h¸bscher. Leider gehen Deine Noten-Notierungen immer noch und h‰ufig daneben, aber da ja wohl niemand anders dar¸ber meckert, lassen wir das mal.
Aber in Deiner Notiz ¸ber Diethard Kerbs (Seite 48) stimmt nur ein einziger Satz, die anderen sind total falsch.
Kerbs war in der Tat Mitbegr¸nder der Waldeck-Festivals. Und ihr bedeutendster Ideen-Geber. Er war ordentlicher Professor an der Kunsthochschule in Berlin, Historiker und einer der bedeutendsten deutschen Fotohistoriker. Er war nie Liedermacher, hat keine LP bei THOROFON herausgebracht und keine Hymne f¸r die SPD entworfen, hatte mit der dj.1.11 nichts am Hut, war allerdings in Jungenschaftshorten nach 1945. Er war Assistent bei von Hentig und schrieb in der ÑNeuen Sammlungì 1966 den noch heute lesbaren Aufsatz ÇZur Geschichte und Gestalt der Jungenschaftë.
Die Liste seiner wissenschaftlichen Verˆffentlichungen ist grofl.
Da ist Dir anscheinend der etwas obskure und weit weniger bedeutende Lerryn dazwischen geraten, der einmal als S‰nger 1968 oder 69 auf der Waldeck durchfiel, eine Hymne f¸r die SPD entwarf, aber dann mangels s‰ngerischem Erfolg durchaus erfolgreicher, aber geschmackloser Musikproduzent wurde und zur DKP oder nem anderen linken Haufen r¸berschwenkte.
Ich denke, Du solltest da wohl eine Korrektur anbringen.
Und solltest Du zu axi (Alexej Stachowitsch) etwas schreiben, was durchaus angemessen w‰re (wenn er auch mit der modischen Folklore wohl weniger zu tun hatte), bitte ich Dich um genaue Recherche (vielleicht in ÑB¸ndisch leben ñ wozuì). Er starb am Ostermontag 94j‰hrig.
Herzlich
helm